Leseproben 2 - Von der verlorenen Wette... bis hin zum Bett?-Geflüster

 

aus mittendrin

„Auf, auf ihr Römer“, sprach Bastian als sie die Lobby erreichten. „Zeigt uns was eure Stadt des Nachts zu bieten hat und ob sie in dieser Hinsicht mit Berlin konkurrieren kann.“
„Wird schwierig“, gab Luciella in Erinnerung zu. „Ist dennoch machbar. Wir zeigen euch Stationen dir ihr schon besucht habt und andere, die ihr bei euren nächsten Besuch auch mal am Tage besichtigen solltet. Und morgen, wenn ihr das Collosseum euch noch anseht, dann werdet ihr die Lichter der Nacht nicht mehr bannen können.“
„Denn, wenn sich die Nacht über all die Morbität der Gebäude legt, die trotz Verfallserscheinungen am Tage einen Charme haben, der immer wieder fasziniert. Diese, in altem Glanz erscheinen lassen zu wollen, wäre der Zeit ins Handwerk pfuschen, wäre ein schweres Sakrileg an unserer Vergangenheit. Manche Dinge …“, sprach Claudio weiter. „… gewinnen erst durch den Verfall, der die Größe unserer Stadt sichtbar macht. Würde alles wie in Deutschland restauriert, ist es nichts anderes, als dass man eine vergangene Epoche wieder aufleben lässt. Das ist aber nicht möglich. Das ist eher so wie …“
Er suchte nach Worten und Luigi sprang ein: „Freilichtmuseum. Denn die Zeit hat auch Wunden geschlagen und diese gehören genauso zur Vergangenheit wie Glanz und Gloria. Die Römer haben schon früh erkannt welche Plätze und Orte der Vergangenheit bis ins heute mitgenommen werden können und so, deren Erhalt mit eingebaut haben. Die Via Appia, ein Originalstück, ist erhalten geblieben, ihr seid es heute entlang gelaufen. Eine Straße die Geschichte schrieb, eine Straße die die Urmutter aller Straßen der Welt ist, hat hier mal angefangen.“
„Unsere Thermen, die Wellness -Tempel der Jetztzeit, das übrige Europa war noch nicht soweit, als die römischen Bürger diesen Luxus schon genossen und von Berlin …“, lächelte Claudio. „… war noch nicht die Rede.“

„Ein schönes Plädoyer was ihr da haltet auf eure Stadt“, bemerkte Leandrah. „Aber das müsst ihr nicht. Jeder der sieht, sieht alles was er sehen möchte. Ich gebe auch zu, dass mich das, was man hier morbiden Charme nennt, bei uns in Deutschland nur verfallen nennt. Das hat aber auch damit zu tun, dass, wie du schon feststelltest Claudio, bei uns alles so ordentlich aussieht. Als die Mauern zur DDR aufgingen, da war es grade in Berlin besonders deutlich zu sehen, die schöne und die hässliche Seite der Stadt. Die schöne westliche Seite, farbenprächtig, Lichterglanz, und die Ostseite grau in grau, wie Aschenbrödel. Hier bei euch scheint die Sonne darauf und schon nimmt man diesen Verfall als Relikte der Vergangenheit wahr. Würdet ihr Sturm und Regenwetter als Dauergast haben, würden sich diese Relikte in etwas bedrohliches verwandeln.“

„Bei meinem zweiten Besuch in Berlin …“, erzählte Leandrah weiter. „… das war im November um Buß- und Bettag herum, grau verhangen, Regenwetter, in der Bellermannstr musste ich etwas abgeben, graues Kopfsteinpflaster, graue Häuser. Damals hatte ich mir nicht vorstellen einmal in dieser Stadt zu leben. Trostlos, sage ich nur, aber wenn das Wetter dann schön ist dann siehst du auch das Himmelsblau viel intensiver in einer solchen Straße.“
„Ich verstehe was du meinst“, sagte Luciella nachdenklich.
Sie waren mittlerweile während des Plauderns am Kolosseum angekommen und es strahlte ihnen entgegen, in den toten Augen, wie man sie vermutlich morgen sehen würde, Licht. Nicht überall, sondern geschickt inszeniert, so dass das unvollkommene Bauwerk heute noch seinen besonderen Reiz in den Augen der Betrachter hinterließ.
Gegen den Nachthimmel aufragend und dann stückchenweise den Rand zerbröselnd freigebend, wie angeschnitten versetzt, sichtbar, wie Feuerschein der einem entgegenbrandet. Auch jetzt noch ein Monument das Eindruck machte.
Leandrah stand ganz still, die Augen geschlossen. Sie sah sich dort drinnen auf den Plätzen sitzend, angstvoll und doch fasziniert von dem Geschehen in der Arena. Sie roch die Angst der Tiere, spürte die Wut. Da fasste Luciella sie am Arm. „Leandrah, du zitterst, ist dir nicht gut?“
Wie aus einer anderen Zeit auftauchen und sich erst einmal orientieren zu müssen öffnete Leandrah langsam wieder die Augen, schüttelte leicht den Kopf. Bastian war jetzt wieder an ihrer Seite, nahm sie in seine Arme, hielt sie fest.
„Hast du wieder?“, fragte er leise an ihrem Ohr.
Sie nickte.
Die Freunde wirkten besorgt.
„Es ist nichts“, beschwichtigte Leandrah nach einer Weile. Sie holte ein paar Mal tief Luft und atmete sie langsam wieder aus.

„So und wo geht es jetzt hin?“, fragte sie.
„Leandrah, was ist los?“, Luciella klang besorgt.
„Nichts, alles in Ordnung“, wiegelte diese ab.
Sie zog, um vom Thema abzulenken, jetzt ihren Grobstrickpullover über. Die Freunde akzeptierten dieses Ablenkungsmanöver, machten sich aber so ihre eigene Gedanken, Blicke huschten hin und her.
„Lasst uns noch mal zum Forum Romanum gehen“, bat Leandrah dann.
Andrea schlug vor: „Später. Erst gehen wir essen bei meinem Vater. Heute wo Gerado an unserer Tour teilnimmt, kann er sich mal wieder Zeit nehmen bei meinen Eltern zu essen.“
„Ich habe mir …“, fuhr Andrea fort. „… die Freiheit genommen Milchlamm für uns vorzubestellen mit einer großen umfangreichen Antipasti Platte vorweg. Gebackenen Tomaten, Kartoffeln, Avorioreis, Salat und eine Zabaglione als Dessert. Einen fulminanten Weißwein aus meinen Weinberg. Lasst uns also gehen, sie werden uns erwarten.“
Etwas versteckt gelegen in einer Seitenstraße fand man sich ein bei Andreas Eltern. Eine sehr feine Adresse wie sie recht schnell feststellen konnten.
Gerado und Luigi wurden aufs herzlichste begrüßt, auch von einigen Gästen.
„Beide haben ihre Ausbildung bei meinen Eltern gemacht, dann ist Gerado mit nach Deutschland gegangen und hat Betriebswirtschaft studiert. Aber wie ihr seht, auch hier ist er unter den Gästen unvergessen.“

Andreas Vater führte sie an einen schönen, großen, runden, gedeckten Tisch. Andrea forderte sie auf Platz zu nehmen, nur Leandrah zog er hinter sich her in eine kleine Ecke. „Setz dich“, sagte er. „Und bleib da.“
Verwirrt setzte sie sich. Bastian schaute fragend die anderen an. Viola beruhigte ihn.
„Mach dir keine Sorgen. Andreas Mutter wird sich Leandrah annehmen, sie ist Seherin.“
„Warum? Ich verstehe nicht.“ auch Bastian war verwirrt.
„Komm Bastian“, sagte Luciella. „Das vorhin am Kolosseum, das war nicht das erst Mal das sie …“
„Nein“, sagte Bastian. „Das hatten wir schon im Circus Maximus.“
„Ihr?“, hakte Viola überrascht nach.
„Ja, wir haben einfach die Augen zugemacht und dann hatten wir auf einmal das Gefühl eine Zeitreise zu machen. Nur dass wir das heute Morgen auf unser Outfit geschoben haben, aber jetzt … Leandrah war richtig verstört vorhin.“
„Und du? Du hast nichts gesehen?“, fragte Viola nach.
„Vorhin nicht, ich hatte aber auch nicht die Augen geschlossen“, antwortete Bastian.
„Oh ha.“ Die anderen musterten Bastian aufmerksam.
Luigi warf ein: „Sie hören ihr Bett flüstern.“
„Was hat es denn so geflüstert?“
Luigi berichtete was Bastian und Leandrah ihm erzählt hatten.
„Wolltest du nicht …“, fiel Bastian jetzt ein. „… uns das Tattoostudio zeigen?“
„Ja klar, können wir machen nach dem Essen, wenn wir zum Forum Romanum gehen, da liegt es auf dem Weg.“
„Was hat es denn vorhin zu eurer Ruhestunde erzählt?“
„Von Pietro …“, begann Bastian.
„…und Isabella?“, fragte Luciella nach.
„Ja“, bestätigte Bastian. „Ist diese Geschichte etwa auch wahr?“
Gerado nickte. „Ja sie ist wahr. Der Mann dort drüben, den kannst du fragen, das ist ein Urenkel von Pietro und Isabella.“
Bastian schaute hin. Gerado erklärte ihm auf italienisch gerade über was sie gesprochen hatten, da stand er auf, trat an den Tisch und stellte sich vor: „Daniele Lombardi.“
Schon hub hier am Tisch ein langes Erzählen an, er wollte genau wissen was das Bett erzählt hatte, und die Lücken füllte er mit seiner Familiengeschichte.

Leandrah saß noch immer in der Ecke. Andrea war in der Küche verschwunden, sie hörte nur recht aufgeregtes Palaver, verstand indes recht wenig. Dann kam er mit einer Frau zu ihr an den Tisch, zweifelsohne seine Mutter. Sie setzte sich zu Leandrah an den Tisch, nahm stillschweigend ihre Hände in die ihren. Sagte nichts, drehte diese hin und her, umfasste dann ihre Handgelenke, hielt den Daumen auf dem Puls, schaute Leandrah sehr aufmerksam an.
„Schau mich an“, sagte sie dann leise. „Sieh mir in die Augen, atme ganz ruhig.“
Leandrah tat unwillkürlich was man ihr sagte, sie atmete ruhig und schaute dieser Frau in die Augen. „Deine Augen sind der Spiegel zur Seele“, sagte die Frau leise. „Deine Augen haben dir, als du sie heute geschlossen hattest, einen Rückblick in deine Vergangenheit gewährt. Du standest damals wie heute zwischen zwei Männern.“
Sie sah ein leichtes Erschrecken in Leandrahs Augen. „Keine Angst Leandrah“, sagte sie dann. „Damals wie heute wirst du die Entscheidung des Herzens treffen, nicht sofort, aber in absehbarer Zeit. Auch wenn der Andere heute nicht hier ist, er kann genau wie deine Begleitung in die Vergangenheit reisen, denn ihr seid euch schon einmal hier begegnet. Alle drei. Ihr seid Freunde für das Leben geblieben, so wie ihr es euch einst geschworen habt. Daran wird sich nichts ändern. Auch der Mann der bei dir den Kürzeren zieht wird glücklich. Habe keine Angst vor der Vergangenheit Leandrah, denn sie ist der Schlüssel zur Gegenwart.“
Nach diesen Worten löste sie ihre Hand von Leandrahs Handgelenken und stand auf, um wieder in die Küche zu gehen.
Leandrah sagte leise: „Danke.“
„Da nicht für“, entgegnete Andreas Mutter.
Andrea lief seiner Mutter nach, sagte in italienisch: „Sie hören das Bett flüstern.“
„Beide?“, fragte die Mutter.
„Ja“, bestätigte Andrea. „Beide.“
„Nun dann ist die Entscheidung schon gefallen, sie weiß es nur noch nicht. Sie wird es wissen, wenn die Zeit gekommen ist.“

 

das ist quasi die Grundlage für den Nachfolgeband 

Nonnen nennt man die Bräute Christi, Mönche sind gleichgestellt mit ihnen … Also wenn man das jetzt wörtlich nimmt, ist es auch wieder eine Homo -Ehe. Andererseits ist von Eigenliebe die Rede, aber wenn man diese teilt, ist es doch viel schöner und es spielt keine Rolle mit wem wir sie teilen. Das wichtige daran ist, das wir sie teilen, das wir bereit sind zum Teilen“

„Frauen …“, schnaufte das Bett jetzt. „Ihr habt immer soviel Fragen und habt auch gleich die euch genehmen Antworten darauf.“

Leandrah lächelte. „Das liegt daran, dass uns so viele Jahre der Mund verboten wurde, unsere Meinungen und Ansichten nicht gefragt wurden. Das die Bestimmung bei den Männern lag. Unsere Aufgaben bezogen sich auf die der drei „Ks: das Kinderkriegen, die Küche und die Kirche. Allerdings durften wir auch Feld- und Stallarbeit verrichten.

Wir Frauen haben mehr drauf, als nur die drei „Ks. Das haben wir auch schon vielerorts bewiesen. Wir sind auch nicht mehr bereit, uns von irgendwelchen weltfremden Männern unser Leben bestimmen zu lassen.

Uns hat Gott ja schließlich das Gefühl eingepflanzt und das lassen wir uns erst recht nicht unterdrücken. Gott ist schließlich von überallher erreichbar, da muss ich nicht in ein Haus gehen, das sich das Haus Gottes nennt, für das ich Steuern zahlen muss, um dann noch zu hören: „Meine Tochter was ihr tut, ist nicht im Sinne des Herrn.“

Gott sei Dank bin ich ja evangelisch, mmh gewesen“, sagte Leandrah. „Ich habe mich von der Kirche gelöst, nicht jedoch von Gott, denn ich glaube der direkte Kontakt zu ihm ist besser.“

„Erzähl uns deine Geschichte“, bat Bastian jetzt. „Wir haben auch nicht mehr alle Zeit der Welt, müssen noch packen und wollen uns noch mit Freunden treffen und dann zum Flughafen. Ich verspreche euch, wir kommen wieder.“

„Schön“, sagte die Matratze. „Dann erlebe ich Euch sicher noch.“

„Also wie gesagt, oft kommen geweihte Priester hier in Rom an und bitten um Aufhebung des Zölibats, weil sie schwach geworden sind bei einer Frau die Ihnen den Haushalt führt, oder eine Kollegin in der Schule in der sie Religionsunterricht geben. Manchmal sind es auch einfach nur Frauen aus der Gemeinde, die sich stark engagieren, alles dies nur, um einen Mann der geschworen hat keusch zu bleiben, auf den falschen Pfad zu bringen“, fuhr das Bett anklagend fort.

„Oh ja, die Männer sind ja so unschuldig daran“, fauchte Leandrah zurück. „Immer sollen wir Frauen die des Teufels sein und die Männer die Unschuldslämmer.“

„Schon in der Bibel …“, sprach das Bett entrüstet. „… wurde der Mann von einer Frau verleitet in den Apfel zu beißen.“

„Ich weiß“, sagte Leandrah ganz leise. „Das wird uns ja bei jeder Gelegenheit vorgehalten. Ist es aber nicht so, dass der Mann einfach zu schwach war und so den Verlockungen die Frau anbietet, zu widerstehen? Er hatte ja gar nicht den Mut „Nein“ zu sagen. Das ist heute noch so. Geht eine junge hübsche Frau, mit kurzem Rock, Nylons und High Heels vor einem Mann entlang, kann er sich auch selten zurückhalten und jede Wette auch ohne Schlange im Hintergrund, wenn diese ihm eine Erdbeere anbieten würde, würde er sie annehmen.“

„Männer sind das starke Geschlecht“, trumpfte das Bett auf                                                             „Du musst dein Weltbild mal erneuern“, ermahnte Leandrah das Bett. „Männer sind sicher untereinander am Stammtisch stark, auch wenn sie uns beim Auto reparieren helfen können oder wenn der Computer versagt. Aber ansonsten liebes Bett, hast du noch nie einen kranken Mann beherbergt, die sind beim Schnupfen ja schon sterbenskrank, denen hätte Gott niemals die Aufgabe übergeben können, die Babys zu bekommen. Frauen sind vielseitiger, stärker.“

Das Bett sprach jetzt Bastian an: „Das lässt du dir gefallen?“

„Wo sie Recht hat, hat sie Recht“, sagte Bastian. „Das Temperament geht öfter mit ihr durch, aber im Großen und Ganzen hat sie schon Recht.“

„Wie dem auch sei …“ Das Bett fand wieder zu seiner Geschichte zurück. „Es war so um 1860, Papst Pius der IX war der Hohe Herr des Vatikans. Und wieder einmal waren einige Priester aus aller Herren Länder hier vorständig, hatten eine Audienz beim Papst.

Dieser Priester hier, Pater Bernhard, hatte seine Mutter und eine von ihm geschwängerte Frau dabei. Eine sehr schöne zierliche Frau. Sie sah aus wie eine Elfe“, schwärmte das Bett. „Die Mutter, eine Gräfin von der Lohen. Sie hatte nur noch diesen einen Sohn. Die anderen drei waren Krankheiten erlegen, nur ihr Jüngster war ihr geblieben und den hatte sie an die Kirche verloren. Sie stand ganz allein mit dem Herrenhaus, dem Gutshof sowie den Ländereien und hätte ihn so sehr gebraucht. Dazu jetzt diese junge Frau, diese große Liebe, es würde wieder Leben auf dem Schloss geben. Wenn ja, wenn der Papst ihren Sohn freigab. Unentwegt betete sie dafür. Nur musste diese Verbindung abgesegnet sein, damit dieses zu erwartende Kind einmal erbberechtigt war. Sie hofften auf die Gnade des Papstes.“

„Und?“, fragte Bastian.

„Nun“, sagte das Bett. „Alle Priester die eine Audienz beim Papst hatten versammelten sich im Garten. Warteten dort auf ihren Aufruf. Die Gräfin hatte sich ebenfalls eine Audienz geben lassen und war sogar vor allen anderen dran. Denn ihre Familie hatte zu allen Zeiten immer große Teile des Vermögens an die katholische Kirche gestiftet. Sie bat auf Knien und unter Tränen den Papst ihren Sohn wieder freizugeben. Sie habe nur den noch diesen einen. „Heiliger Vater, ich bitte Euch, gebt mir meinen Jungen wieder frei so dass er sein Erbe antreten und den Namen weitergeben kann.“

„Ihr hattet vier Kinder?“

„Ja heiliger Vater, aber Gott hat sie bis auf diesen einen, alle zu sich genommen. Mein Mann ist vor Gram darüber vor zwei Jahren verstorben und ich stehe jetzt allein. Seit Jahrhunderten sind das Schloss sowie das Gut in Familienbesitz.“

„Wenn Ihr keine erbberechtigte Nachkommenschaft habt, fällt also euer Anwesen an die Kirche?“, fragte der Papst.

Die Gräfin traute ihren Ohren nicht, hatte er ihr überhaupt zugehört? Oder ging es ihm wirklich nur darum den Landbesitz der Kirche mit ihren weitschweifenden Ländereien und Grundbesitz zu vergrößern?

„Heiliger Vater …“, begann sie erneut.

Sie wurde unterbrochen. „Euer Sohn hat sich der Kirche Gottes verpflichtet.“

„Gott kann mir nicht alles nehmen“, schrie sie auf.

Die Audienz war beendet und sie wurde wieder nach draußen geführt.

Unter den Wartenden erspähte sie ihren Sohn, eilte auf ihn zu, sprach auf ihn ein.

Sie gingen gemeinsam wieder aus dem Garten zurück, hier in dieses Zimmer. Ihm war klar, dass er mit seinem Wunsch aus dem Zölibat entlassen zu werden scheitern würde.

Er schloss die junge Frau weinend in seine Arme.

„Wir werden eine Lösung finden“, sagte die Gräfin. Der Geldhahn wird zugedreht für diese unmenschliche Kirche.

Aber was dann weiter passiert ist, entzieht sich meiner Kenntnis“, sagte das Bett bedauernd. leider.

 Leandrah lag ganz still auf dem Bett. „Du willst wissen wie es weiterging?“, fragte sie dann leise.

Ihre Stimme veränderte sich. Bastian ließ sie los, sie drehte sich aus seinem Arm heraus, legte sich stattdessen auf den Rücken begann mit dieser fremden Stimme zu sprechen.

„Wir verließen das Hotel und fuhren mit der Kutsche wieder Richtung Heimat. Die Gräfin wirkte in sich gekehrt, so als wenn sie über etwas nachdachte. Auch die nächsten Tage verhielt sie sich auffallend ruhig.

Bernhard kehrte in sein Pfarrhaus zurück und ich widmete mich meiner Arbeit als Töpferin.

Dann ließ mich die Gräfin ins Schloss rufen und dort erklärte sie mir, sie habe jetzt über alles gründlich nachgedacht und sich folgendes überlegt. Sie wollte mich, da meine Eltern schon seit zehn Jahren tot waren, an Kindes statt annehmen, wie eine verlorene Tochter mit allen Rechten und Pflichten, so dass das Kind das in meinen Bauch wuchs, das Kind ihres Sohnes ein sicheres zuhause hatte. Ohne Erbe fiele der Besitz an die Kirche. Etwas was sie jetzt mit allen Mitteln bekämpfte. Ich war evangelisch, die Gräfin katholisch. Sie hatte schon mit dem evangelischen Pastor gesprochen sie wollte konvertieren. Ja, die Gräfin machte Nägel mit ganzen Köpfen. Als ich mein Einverständnis nach reiflichen Überlegen gab, so dass mein Kind, das ansonsten Kind aus einer Beziehung mit einem Priester keinerlei Rechte hatte, in die Rechte der Erbfolge so als wenn Bernhard der Gutsohn war, eintrat. Ich habe es mir nicht leicht gemacht, die Gräfin hat immer wieder mit mir geredet, zugeredet, bis ich einsah, sie hat recht. Mit meinen Töpfern verdiente ich schon noch mein Geld, denn ich war eine gute Töpferin, man kam von weither um meine Sachen zu kaufen die auch von Hand bemalt waren. Aber wie würde es sein mit dem Makel eines unehelichen Kindes, eines Kindes wo man schnell munkeln würde wer der Vater wohl sei. Unsere Zeit gab der Frau die Schuld und die lieben Mitmenschen würden mit Häme auf mein Kind zeigen, ein Kind der verbotenen Liebe. Und damit würde auch mein kleiner Handel sich in Wohlgefallen auflösen. Meine Arbeit, die ja nicht schlechter dadurch wurde, geächtet, weil ich mich durch das uneheliche Kind an den Rand der Gesellschaft stellte.

 

wieder zurück zu: Bücher

oder zu dem Buch: Von der verlorenen Wette ... bis hin zum Bett?-Geflüster

zu erste Leseproben 

oder zu: DAS MEDAILLON  - Im Strudel der Zeit