Leseproben 1 - DAS MEDAILLON - IM STRUDEL DER ZEIT

Aus dem ersten Teil .Von der Verlorenen Wette …bis hin zum Bett?-Geflüster sind Fragen offen geblieben….

Zum Beispiel: Warum konnte Leandrah innerhalb kurzer Zeit so perfekt mit dem Kö umgehen?
Musketiere?
Die Geschichte der Gräfin von Lohen?
Die Freundschaftsringe, welche Auswirkungen haben sie noch?
Anja? warum schlief sie so ohne weiteres mit Bastian
Die Auflösungen dazu folgen jetzt hierDas Medaillon – Im Strudel der Zeit
„Bett-ge-flü-ster“, von Jacko daher geplappert.
So endete die Geschichte, die letzte Geschichte von Leandrah und hier beginnt sie auch wieder.

Bastian und Leandrah sahen sich an, lächelten bevor es sich in ein befreiendes Lachen verwandelte.
„Ja Bettgeflüster“, sagte Bastian immer noch lachend. „Wenn Leandrah mal wieder unterwegs ist und wir beide allein, dann hören wir zu, was das Bett uns alles flüstert.“
„Oh-oh-oh hei-ssssssssssssssssss.“ Jacko wiegte den Kopf hin und her.
„Das glaube ich unbesehen“, sagte Bastian, der Leandrah von der Seite ansah, lächelnd.
Sie errötete. „So jetzt aber los.“
Ihre Wege trennten sich an der Haustür.

Ein Nachbar vom Fenster schräg gegenüber sprach Leandrah an: „Ganz schön riskant gestern Abend deine Fensterschaukelei… Aber heiß. In diesem unangezogenem Zustand den du hattest, als du ins Zimmer stiegst, wie vom Mond kommend in den Nachthimmel hinein…“
Wieder errötete sie.
Bastian bestätigte ebenfalls: „Es war sehr heiß.“
„Ihr habt der Nachbarschaft ein gutes Hörspiel der Lust geboten“, sagte jetzt schmunzelnd der Nachbar.
Leandrahs Röte vertiefte sich.
„Keine Sorge, da hat sicher keiner Anstoß dran genommen. Höchstens den nötigen Anstoß dazu genutzt, die eigene Weiblichkeit zu Hause mal wieder flachzulegen“, schloss der Nachbar. „Also habt ihr ein gutes Werk für die Zweisamkeit getan.“
„Dann ist es ja gut“, grinste Bastian.

Bastian fuhr direkt zu seinem Kunden außerhalb von Berlin. Leandrah fuhr erst noch kurz ins Geschäft und von dort mit dem Firmenwagen zu ihrem Kunden im Süden Berlins. Bei beiden zog es sich länger hin als erwartet.
Bastian dachte unterwegs daran, wie Leandrah errötet war. Er lächelte weich, diese Verlegenheit stand ihr gut. Jetzt mussten allerdings die Gedanken an seine heiße Freundin abgestellt werden, damit er sich auf den Kunden innerlich vorbereiten konnte. Bei seiner Tour verließ er sich auf die Landkarte, sie war seiner Ansicht nach zuverlässiger als ein Navigationsgerät.

Leandrah dachte unterwegs: Verflixt ich dachte, ich habe diese verräterische Röte so langsam im Griff. Es war schön gewesen gestern mit Bastian. Sein Vergleich mit der Göttin Luna hatte ihr schon sehr geschmeichelt. Auf dem Weg in den Süden Berlins schüttelte aber auch sie die Gedanken weg, denn jetzt hieß es, Augen auf im Straßenverkehr.
Ihr Kunde erwartete sie schon, lud sie noch ein, mit ihm gemeinsam zu frühstücken, um dabei auch schon mal vorweg seine Vorstellungen zu vermitteln.

Da Bastian zuerst zu Hause war, übernahm er die Aufgabe das Bett im Spielzimmer abzuziehen, die Wäsche auch sogleich in die Waschmaschine zu stecken und diese anstellen. Leandrahs Outfit aufzunehmen. Mit der Leiter, die er sich aus seinem Arbeitszimmer holte, die Schaukel abnahm, sowie auch die Schraubhaken aus der Decke des Fensters entfernte. Dritte Etage, er schaute aus dem Fenster. Purer Leichtsinn was Leandrah da veranstaltet hatte, aber sie hatte ihm damit Momente geschenkt, die einmalig waren.
Das Podest wieder in die andere Ecke des Zimmers schiebend, der Himmel konnte bleiben, Leandrah hatte einen ähnlichen in ihrem Schlafzimmer unter der Decke was den Wolkeneffekt ihres schwebenden Bettes noch unterstrich. Er bezog das Bett wieder, so dass es wieder zu lustvollen Spielen einlud.

Unterwegs hatte er auf einem Bauernmarkt leckere Sächelchen eingekauft und so verzog er sich in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten. Heute gab es mal kalte Küche, mit leckeren Salat. Alles war soweit vorbereitet, nur seine Leandrah war noch nicht da. Mittlerweise war die Waschmaschine fertig und er hängte die feuchte Wäsche auf. Ein Blick zur Uhr, langsam begann er sich Sorgen zu machen. Das war so gar nicht ihre Art. Er ging durch die Wohnung, im Wintergarten trippelte Jacko aufgelöst einher, schaute ihn fragend an. „Le-an-drah.“

„Ist noch nicht da Jacko. Wir müssen noch warten. Magst du Mango?“, fragte er dann.
„Ja-ja-ja.“ Jacko folgte ihm trippelnd in die Küche. Bastian schnitt ihm in der Küche eine Spalte ab und klemmte sie dann im Käfig fest.
Sein Handy bimmelte. Ein zügiger Griff nach dem auf dem Tisch liegenden Handy. „… kannst du mir helfen?“ fragte Leandrah. „Ich stehe unten mit dem Firmenwagen und habe vier Kisten Wein geschenkt bekommen. Diese mit hoch zu holen?“
„Klar mache ich.“ Seine Erleichterung darüber, dass nichts passiert war, war grenzenlos. Der Griff nach dem Schlüsselbund, die Tür offenstehend lassen, raste er runter.
Sie winkte. „Hier bin ich.“
„Warte“, sagte er. „Ich muss dich erst einmal in den Arm nehmen, es ist soooo lange her.“
„Hast du mich so sehr vermisst?“, fragte sie leise.
„Ja, es ist so unüblich, dass du, wenn du Samstag arbeitest, später als ich nach Hause kommst.“

„Von wem ist denn der Wein?“, fragte er, nachdem er drei der Kisten übernahm und Leandrah eine. „Von meinem Kunden“, antwortete sie. „Die haben eine wunderschöne Weinhandlung und mir diese als Dankeschön gegeben, weil ich den Samstag für sie geopfert habe.“
„Das ist aber mal ein netter Zug“, meinte Bastian als sie die Treppe hochstiegen.

„Ich habe auch noch einen lukrativen Auftrag dazu geangelt“, setzte sie noch hinzu. „Aber das erzähle ich dir, wenn ich etwas gegessen habe. Du hast sicher etwas vorbereitet.“
„Sicher“, keuchte Bastian. „Das werde ich auch brauchen wenn wir oben angekommen sind.“ Gott sei Dank, hatte er die Tür offen gelassen so mussten sie nicht erst nach dem Schlüssel suchen.
Im Esszimmer stand versteckt ein schönes Weinregal und vor diesem stellte Bastian seine getragenen Kisten ab, Leandrah ihre obendrauf. Sieöffnete die obere Kiste und zog einen herrlichen Barolo heraus. „Was gibt es zum Abendessen?“
„Kalte Küche“, antwortete er. „Ich habe so einiges frisch vom Bauernmarkt mitgebracht und dachte, damit könnte ich dir auch eine Freude machen. Ich mache uns schnell noch Rührei, alles andere steht auf dem Tisch und harret deiner.“ „Gut, sehr gut dann hole ich nur noch die Weingläser und den Korkenzieher.“ Bastian verschwand wieder in der Küche und Leandrah öffnete den Wein und goss diesen in die bereit gestellten Gläser schon einmal zum vorab atmen. Statt Porzellan hatte er heute die runden Holzteller gewählt, das duftende Bauernbrot aufgeschnitten. Riesenscheiben, die an Omas selbstgebackenes erinnerten.

Erinnerungen stiegen unwillkürlich auf, als die Oma mütterlichseits, sie mit dem restlichen Sauerteig durch Dorf schickte, um ihn dorthin zu bringen, die als nächste backen wollte. Omas Brot war auch immer etwas, was sich ihr Vater von seiner Schwiegermutter zum Geburtstag wünschte. Auch wenn er ihr sonst sehr kritisch gegenüber stand, ihr Brot besaß einen sehr hohen Stellenwert.
Leandrah griff nach den knackfrischen Möhrchen und kam so knabbernd damit in die Küche. „Na Häschen?“, fragte Bastian als er sie so sah.
„Nix Häschen, Häschen ist Sonja für Thomas, bei mir zieht die Masche nicht“, reagierte Leandrah.
„Tschuldige“, bat Bastian. „Du hast Recht. Trotzdem muss ich sagen, dass sich der Vergleich automatisch aufdrängt: Möhrchen und Häschen.“ Sie lächelte. „Du hast sie aber auch so verlockend dort aufgetischt, dass ich gar nicht umhin konnte zuzugreifen.“

„Früher…“ Sie lehnte sich bei dieser Erinnerung an den Türrahmen. „… haben wir die Möhrchen aus der Erde gezogen wenn sie schon eine passable Größe erreicht hatten, dann wurde das Kraut abgerissen, die Möhre an der Jeans abgeputzt und gegessen. Lecker, ganz frisch und knackig.“
„Wie? Nicht abgewaschen?“, kam die Frage von ihm.
„Nö, das hätte zu viele Umstände gemacht, ins Haus unter den Wasserhahn halten, dann noch dem, der dann zufällig in der Küche war, Rede und Antwort stehen zu müssen: Was hast du denn da schon wieder?“

„An der Jeans abgeputzt…“ Bastian schüttelte den Kopf. „Da war doch sicher noch einiges dran.“ „Ja schon“, gab sie zu. „Aber welchen großen Geist störte das schon? Meine Mutter sagte immer, Dreck reinigt den Magen. Mir ging es jedenfalls immer gut. Diese Möhrchen erinnerten mich einfach an die Ungezwungenheit damals.“

Als Bastian die Pfanne mit dem Rührei ins Esszimmer nahm, erzählte er, dass zwei der Bauersfrauen darüber gesprochen haben die Möhren dieses Jahr über den Winter wieder in Sandwannen einzulegen.
„Das kenne ich“, bestätigte Leandrah da. „Hat Oma auch immer gemacht, eine Wanne voll Sand und die Möhren darein und immer wenn es Möhreneintopf gab im Winter, ist man in den Keller gegangen und hat angefangen
nach den Möhren zu buddeln. Die waren unglaublich knackig.“
Nachdem beide Platz genommen hatten, griff sie herzhaft nach dem Brot und strich Butter darauf, anschließend verteilte sie großzügig ein Teil des Rühreies darauf. Etwas von dem frisch gehackten Schnittlauch verteilte sie streuselnd darüber. „Das war eine schöne Idee von dir…“, lobte sie. „… so etwas herrliches einzukaufen.“
Ein Schluck Wein, die Welt war in Ordnung. Bastian erzählte von seinem Bauherrn und das diesem seine Ideen gefallen haben, jetzt ging es ans Berechnen. Es sollte nicht über eine Ausschreibung laufen, darüber waren sie sich einig, sondern mit Bauunternehmen und Handwerker aus dem Umland, um in dieser strukturschwachen Gegend Arbeitsplätze zu sichern.

Das war Bastian ganz recht, aber er würde sich die Betriebe ansehen und mit ihnen sein Konzept abklären. „Ausschreibungen…“, so schloss er. „… nerven, denn sie beruhen nicht auf Chancengleichheit, sondern auf Preisdrückerei, Ausbeutung und Schlampereien bei den anstehenden Arbeiten. Gute Arbeit für gutes Geld ist die bessere Devise.“ Sie gab ihm Recht. „Erlebe ich auch immer wieder, dass die Kunden von Laden zu Laden rennen und die Preise vergleichen, was letztendlich ja auch in Ordnung ist. Nur, man muss auch sehen, was noch dahinter steht. Kaufen tun sie dann, wo es am billigsten ist.“ „Ich sage…“, setzte sie hinzu. „… betont billig, weil der Unterschied zwischen billig und preiswert schon noch da ist. Man bedenke Gardinen, Bodenbeläge und Wandbekleidungen, mag es nundie gute alte Tapete oder ein Anstrich sein sind doch die Komposition eines Raumes.“
„Das hast du schön gesagt“, schaltete sich Bastian wieder ein und wiederholte: „Komposition eines Raumes.“ Sie schauten sich an und verstanden sich mal wieder ohne große Worte.
.

aus mittendrin

„Ich denke Sascha war bei dir, wo hast du ihn denn gelassen?“ fragte Bastian jetzt Ben.
„Er sucht noch nach einen Parkplatz“, antwortete dieser. „Na dann, sucht euch schon mal einen Platz“, forderte Bastian auf.
Anja und Leandrah unterhielten sich gerade.
„... und ist es auch in deinem Sinne, dass ich, wenn ihr jetzt wieder weg seid, Jacko nehme?“
Leandrah, die davon noch nichts wusste, schaute fragend zu Bastian, der nickte und so bestätigte sie dessen Aussage diesbezüglich. In dem Augenblick trat Sascha ein.
Sascha hatte immer ein verschmitztes Lächeln im Gesicht, zeigte sich jetzt aber ziemlich aufgebracht. Ben fragte: „So schlimm kann es doch nicht sein, einen Parkplatz zu finden… wo zum Teufel hast du gesteckt?“
„Mir hat eine ziemlich freche Lady den schönen ausgeguckten Parkplatz vor der Nase weggeschnappt, so war ich gezwungen etwas länger zu suchen.“
„Du hast sie nicht gleich zur Rede gestellt?“, fragte Ben neugierig nach.
„Schwierig“, sagte Sascha. „Aber wehe wenn…“

Leandrah trat auf ihn zu. „Hallo Sascha darf ich dir meine Freundin Anja vorstellen, ich könnte mir vorstellen…“
Weiter kam sie nicht, Sascha unterbrach sie. „Das ist sie, diese Frau ist…“
Anja baute sich vor ihm auf. „Diese Frau ist Anja Holm und ich mag Kavaliere, die einer Frau immer ohne nennenswerte Probleme ihren Parkplatz überlassen.“
Sascha suchte nach Worten. „Sie...“, begann er. „… sind Anja Holm die Journalistin?“
„Genau.“
Erik, Ben, Bastian, Leandrah und Malon waren jetzt gespannt, sie alle hatten schon mal überlegt, das diese beiden ein ausgesprochen perfektes Paar abgeben würden und nun standen sie voreinander. Wobei diese erste Begegnung nun nicht gerade unter dem Punkt Harmonie abzubuchen war.
„Äh, ähm, ich bin Sascha Bretoni“, stellte er sich jetzt vor. Jetzt bekam Anja große Augen. „Der Sascha Bretoni, der Abenteurer Fotograf?“, fragte sie nach.
„Genau der“, bestätigte er locker.
„Wir sollten uns mal zusammensetzen“, sagte Anja da. „Ich wäre nämlich sehr an einer Zusammenarbeit mit Ihnen interessiert.“
„Das trifft sich gut“, entgegnete Sascha. „Auch ich habe reges Interesse mit einer guten Zeitung zusammen zu arbeiten und der Name Anja Holm steht zumindest für sehr guten Journalismus.“
„Danke“, sagte Anja.

„Bitte setzt euch“, bat Cornelia die gerade wieder eintrat und noch eine Auswahl an selbstgemachten Marmeladen hereinbrachte, gefolgt von Robert der den frisch gekochten Kaffee einschenken wollte. Verschiedene Wurst-, Schinken- und Käsesorten hatten bereits den Weg auf den Tisch gefunden, auch ein Korb mit Obst der Saison. „Greift zu“, wurde die Gruppe aufgefordert dann verließen sie den Raum wieder, schlossen dabei die Tür, denn sie wussten das Bastian und Leandrah etwas klären wollten.

Anja und Sascha hatten sich zusammengesetzt, ganz selbstverständlich, was von allen mit einem leichten Schmunzeln kommentiert wurde. Malon und Erik saßen zusammen und Leandrah war flankiert von Bastian und Ben. Bastian goss Leandrah von dem frisch gepressten Orangensaft ein. Sie griff nach den ersten Brötchen, Erik konnte da nicht an sich halten und fragte: „Eins reicht dir?“
„Nö, sicher nicht“, antwortete sie. „Aber hier stehe ich auch nicht unter Zeitdruck, also kann ich mir immer eins nach dem anderen holen.“
„Ich begann mir auch schon Sorgen zu machen...“, grinste Sascha. „... als ich gesehen habe, dass du deinen Teller nicht so üppig befüllt hast.“
Anja und Malon lachten. „Schön...“, japste Malon jetzt. „... dass du dich in dieser Hinsicht nicht verändert hast.“
„Wie wahr, wie wahr“, fügte Anja noch mit Lachtränen in den Augen hinzu.
„Was ihr nur habt, es heißt doch, Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen“, verteidigte sich Leandrah.

„In Rom war es teilweise dramatisch“, erzählte Bastian jetzt augenzwinkernd. „Man hatte aufgrund ihres Magenknurrens gleich an Erdbeben gedacht.“
„Das kann ich nachvollziehen“, lächelte Ben.
„Ich würde sagen...“, meinte Bastian jetzt. „... wir frühstücken erst einmal in Ruhe und danach reden wir über die bevorstehende Herausforderung in Leandrahs Heimat. Und über Dinge die weitreichende Konsequenzen für unsere Freundschaft haben.“ Die letzten Worte klangen ernst und so schauten alle betroffen hoch.
„Nichts Ungenehmes“, sagte Leandrah. „Nur haben wir in Rom einiges erfahren das wir jetzt mit euch teilen wollen.“

Erik sah gerade zu Bastian der ihm den Schinken reichte. „Seit wann trägst du einen Ring?“ Dann glitt sein Blick automatisch zu Leandrah und er bemerkte den gleichen Ring auch bei ihr.
„Weitreichende Konsequenzen...“, sagte er. „Wie soll ich das verstehen?“ Ben wurde blass, als er die Ringe der beiden sah, der Schmerz in seinen Augen war unübersehbar und doch versuchte er sich nichts anmerken zu lassen.
Freunden kann man nichts vormachen, daher legte Leandrah jetzt ihre Hand auf die seine. „Es ist nicht so, wie du jetzt denkst, den gleichen Ring tragen sieben römische Freunde von uns ebenfalls… Es ist ein Freundschaftsring der besonderen Art. Diese sieben Freunde, Maria, Viola, Luciella, Claudio, Gerado, Luigio und Andrea, tragen ihn ebenso, wir waren einst in der Antike Roms Freunde. Wir haben damals einiges zusammen erlebt, das haben wir so nach und nach gemeinsam festgestellt. Eine höhere Macht hat uns in Rom zusammengeführt. Viola hat dann diese Freundschaftsringe entworfen und hergestellt und wir haben sie kurz bevor unser Flug zurück ging, einander angesteckt.“

„Viola Anello?“, fragte Sascha jetzt.
„Ja“, bestätigte Bastian. „Kennst du sie?“
„Na klar, ich habe doch diese Foto Aktion mit ihr gemacht, ihr Schmuck von nackten Frauen getragen die einfach so durch die Fußgängerzone schlenderten.“
Anja saß senkrecht auf dem Stuhl.
„Stimmt“, sagte sie. „Du, pardon, Sie waren der Fotograf, Signorina Anello hatte damals darauf bestanden.“
„Lass uns beim Du bleiben“, bat Sascha. „Das ist in so einer Freundesgruppe lockerer.“
„Gern.“ Anja wirkte erfreut.
„Also du warst dann die Journalistin?“, fragte Sascha nach. „Ein hervorragender Artikel sauber recherchiert, meine Hochachtung.“
„Man spricht davon...“, erklärte Anja den anderen. „... dass der Schmuck aus der Werkstatt Viola Anello magische Kräfte hat.“
„Allerdings....“, so ergänzte Sascha. „... muss man dieses gewisse Empfinden dafür haben.“ Cornelia kam zwischenzeitlich mal wieder rein, füllte die Kaffeetassen nach und verschwand genau so lautlos wieder.
Malon sprach Leandrah direkt an. „Bastian sagte, deine Oma ist ins Krankenhaus gekommen?“
„Ja, und sie will alle ihre Enkelinnen um sich herum haben, um uns einen Schlüssel für den Dachboden zu geben.“
„Der Dachboden der immer verschlossen war?“, fragte Anja nach.
„Genau den“, bestätigte Leandrah.
„Was haben wir uns immer für Gedanken gemacht was da hinter der Tür versteckt ist“, sagte Malon. „Mit allen Mitteln haben wir versucht darein zu kommen, aber dann tauchte deine Oma immer wie ein Zerberus auf und hat uns davon gejagt. Bis auf Sonja, die hatte sich mal übers Dach und einen losen Ziegel den Weg dahinein verschafft.“
„Wie echt?“, fragte Bastian.
„Wenn Sonja sich etwas vorgenommen hatte...“, sagte Anja nachdenklich. „... hat sie es auch in Angriff genommen. Die Worte „Nein, das dürft ihr nicht“ waren für sie immer eine Herausforderung, ein Abenteuer, das sie sich nicht nehmen ließ.“
„Und? Hat sie etwas herausgefunden?“, fragte Bastian.
„Voll alter Möbelstücke, Bilder, jede Menge Schmuck, Schriftstücke, Geschirr und Besteck, Gläser und Ausweise.“
„Ausweise?“, fragten jetzt alle überrascht.
„Ja, ich erinnere mich, dass wir damals, als sie uns das im Krankenhaus erzählte, auch überrascht waren.“
„Im Krankenhaus?“
„Ja, beim wieder herausklettern war sie durch diesen Fund so durcheinander, das sie zwar den Ziegel wieder hinrutschte, aber sich von einer sie attackierenden Elster erwehren musste, das Gleichgewicht verlor und so vom Dach fiel. Ausgerechnet die Oma fand sie und wollte wissen wie das passiert sei. Sonja, obwohl vor Schmerzen kaum noch bei Besinnung, war so geistesgegenwärtig, dass sie sie immer wieder fragte, ob sie denn ein Engelchen sei und sie jetzt dem lieben Gott vorstellen wolle. Daraufhin rief die Oma den Krankenwagen und anschließend informierte sie Sonjas Eltern.“

„Stimmt“, erinnerte sich jetzt auch Malon. „Wir waren sechzehn und hatten uns für den Sommer so viel vorgenommen aber durchs Sonjas Sturz fiel das dann aus. Wir mussten ja immer wieder Besuche im Krankenhaus machen, auch dafür sorgen, das Sonja mit uns in der Klasse bleiben konnte, das hieß, mit ihr damals den Unterrichtsstoff durchpauken, damit sie den Anschluss nicht verlor. Sonja musste den ganzen Sommer im Krankenhaus bleiben, uns hat sie dann erzählt was sie dort gesehen hatte. Aber sobald Besuch von ihren Eltern oder der besorgten Oma von Leandrah auftauchte, hatte Sonja diese besorgniserregenden Gedächtnislücken. Den Ärzten war das ein Rätsel und so einigte man sich dann auf eine vorübergehende Amnesie.“
Ben schüttelte den Kopf. „Wie kommt Thomas mit ihr zurecht?“
„Falsche Frage“, beschied ihn Malon. „Die Frage muss heißen: Wie kommt Sonja mit Thomas zurecht?“
„Er ist ihr ruhender Pol“, warf Leandrah ein. „Er ist das Ying zu ihren Yang. Wir sind das Abenteuer, das sie dann und wann mal braucht und Thomas ihr lässt, weil er weiß, sie kommt zu ihm zurück.“
„Sein Häschen“, setzte Bastian hinzu.
„Genau“, bestätigte Leandrah. „Eins muss man aber sagen, sie ist eine großartige Freundin und immer da, wenn es mal brennt.“ „Das stimmt“, pflichteten ihr die anderen zu. „Man könnte von uns fast von den fünf Musketieren sprechen.“

„Musketiere, das ist ein gutes Stichwort“, nahm Bastian den Faden auf. „Wenn ihr dann mit dem Frühstücken fertig seid…“
„Also wir sind soweit fertig aber ob Leandrah das ist…?“ Sascha grinste. Wie durch Zauberhand ging die Tür auf und Bastians Eltern kamen herein und räumten den Tisch ab, ließen aber Säfte und Obst stehen, ergänzten das noch durch Fingerfood und Kekse. Danach verschwanden sie wieder lautlos.

„Bastian komm zur Sache“, forderte Ben. Bastian begann das Päckchen auszupacken welches vorhin per Kurier ankam. Vier Saphirblaue Lilien als Anhänger an einer feinen goldenen Kette, wobei der Hintergrund der Lilie ebenfalls aus Gold war. Bastian begann: „Gestern mussten Leandrah und ich arbeiten und sie kam mit einem Auftrag nach Hause der sie in ihre Heimat führt. Ich habe die Möglichkeit meine Berechnungen für mein derzeitiges Projekt überall ausführen zu können, daher
werde ich sie begleiten.“
„Gute Entscheidung“, stimmte Anja zu. „Nicht nur, weil ich dann Jacko wieder in Pflege habe.“
„Diese Kolumne kannst du dann ja weiterschreiben“, kicherte Malon. „Die ist so witzig, die ist einfach ein Sonnenstrahl an einem grauem Tag.“ Die anderen nickten beifällig.

„Dann kam der Anruf ihrer Mutter, die Leandrah bat, nach Hause zu kommen, wegen dieses Schlüssels den ihre Oma an die fünf Enkelinnen geben will, damit sich alle etwas vom Dachboden nehmen sollen.“

„Wenn deine Cousinen den gleichen Anruf bekommen haben...“, meinte Malon. „... dann sind sie jetzt schon am Nähen.“
„Wieso? Ich verstehe nicht“, fragte Erik nach.
Anja und Malon lachten. „Echt nicht?“, fragten sie dann. Erik schüttelte den Kopf.
„Große Säcke...“, erklärte Anja. „... nähen sie, damit viel reinpasst von dem was man eventuell dort an Schätzen finden kann.“ „Und sie sind flink darin“, ergänzte Malon. „Weil sie ja Angst haben jemand könnte ihnen zuvor kommen.“
„Witzig ist nur...“, fügte Anja hinzu. „... die sind auch untereinander so, jede hat Angst das die andere mehr hat.“
„Aha“, meinte Erik dann. „Ich verstehe.“

 

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